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Endlich  !!!!!

(weil Produktionsprozesse lange dauern können) - jetzt im Buchhandel:

Silke Jendrowiak

"und nun - zu Alfred DÜRER.  Alter, Tod, verstörender Verismus."

TREDITION. 2023 (mit vielen Abbildungen!)


Warum Albrecht Dürer (1471-1528)?

.....weil er mehr ist, als ein berühmter Maler und der erste deusche Theoretiker der Malkunst. ALBRECHT DÜRER ist vor allem auch ein schreibender Künstler. Darauf wies schon Hans Rupprich, der Herausgeber der erhaltenen Schriften Dürers, hin. Was er zusammentrug ist beachtlich:

[Schriftlicher Nachlass / Albrecht Dürer. Hrsg. von Hans Rupprich 1956 -

Bd. 1, 1956. Autobiographische Schriften, Briefwechsel, Dichtungen, Beischriften, Notizen und Gutachten, Zeugnisse zum persönlichen Leben
- Dürers Briefwechsel
- Aufzeichnung über ein Traumgesicht
- Dürers Familienchronik
- Bruchstück aus Dürers Gedenkbuch
- Dürers Dichtungen
- Bericht von der Niederländischen Reise
- Beischriften (zu Gemälden und...)
- Dürer im Briefwechsel der Zeitgenossen
- Widmungsentwürfe zur Proportionslehre
- (Allgemeines wie Arzneien, Schriften Luthers in seinem Besitz...)

Welch ein Fundus für eine Literaturwissenschaftlerin und Kunsthistorikerin, die sich gerne in beiden Wissenschaften bewegt und schnell fit wurde im Lesen von Dürers Sprache (eine schöne Mischung aus Oberfränkischem Mittelhochdeutsch und damaligen Modernismen).

Spannend wurde es, als sich erwies: Selbst oft zitierte Schriften - wie Dürers Briefe aus Venedig an Willibald Pirckheimer oder der Bericht von seinem Aufenthalt in den Niederlanden (Sommer 1420 - Sommer 1421) enthalten vieles, was bisher für seine Biographie und sein bildnerisches Werk nicht ausreichend gewürdigt wurde.

Deshalb ist dieser Band nicht einfach ein Dürer-Buch mehr!

Der große Künstler zeigt sich schreibend als ein Mensch, der Lebens- und Zukunftsängste kannte, finanzielle Sorgen hatte, das Alter spürte, Krankheiten (nicht nur die Pest, vor allem die Syphilis) fürchtete. Zwei Jahre lang - 1509/1510 - durchlitt er eine Lebenskrise, ausgelöst dadurch, dass er sich als Dichter ausdrücken wollte, seine acuch heute nur bespöttelten "Reime" schrieb. Die damalige Kontroverse darüber zeigt, wie sehr ihn der Vorwurf traf, als Handwerkersohn die rigorosen Schranken der Ständegesellschaft in Nürnberg überschritten zu haben. Es war ausgerechnet sein angeblich bester Freund Willibald Pirckheimer, der ihn verspottete, der ihn über "gute" und "böse "Freunde nachdenken ließ.

Alter, Tod, verstörender Verismus

Seine Bewunderer und Kritiker haben Dürer über Jahrhunderte hinweg zu einem Genie und Idol stilisiert. Alter und Tod? Die bekannte Kohlestift-Zeichnung von seiner alten Mutter, entstanden kurz vor ihrem Tod, wird als ein ›verstörender Verismus‹ (M.Roth) empfunden, als eine Realität, die Angst macht. Sie zeigt doch, was war: Wie hart, von Armut geprägt, die Lebensbedingungen im Mittelalter waren, wie schwer man im Handwerkerstand ein Auskommen fand, Krankheiten zu tragen hatte (die Mutter lebte nach dem Tod des Vaters bei Albrecht und Agnes) Sie war gezeichnet von einem arbeitsreichen Leben, wurde ein Pflegefall. Dürer selbst war in seinen letzten Jahren schwer krank.

Diese Schattenseiten seines Lebens sind bekannt, aber wenig thematisiert, um das Bild von einem erfolgreichen Künstler und Genie nicht zu trüben. In heutiger Zeit ist das nicht viel anders. Wie Alter, »Pflege« und Tod aussehen kann, viel zu oft aussehen, - darüber gibt es viel Schönfärberei, viele Illusionen. Deshalb wurde dem Dürer-Teil in diesem Band eine Vergleichsebene beigegeben, wurde die wissenschaftliche Analyse seiner Schiften mit einer »Autofiktion« verknüpft. Sie enthält eine autobiographisch gestützte Schilderung der Erfahrungen, welche die Autorin  in der letzten Lebensphase ihres Vaters und ihrer Mutter hatte.

Ganz von selbst entstanden in beiden Teilen Bilder starker Frauen - wie Agnes Dürer, des Künstlers Stütze, seine Mitarbeiterin, die Pflegerin seiner Mutter und die ihres Mannes. Dürer selbst dürfte die Syhillis zum Schicksal geworden sein. Dafür gibt es starke Anzeichen. Seine Frau Agnes, der Erbin und Nachlassverwalterin, haben wir zu danken, dass so vieles von Dürers Schaffen erhalten blieb, auch sehr Privates. Diese, in der Dürer-Literatur teils wenig beachtete, aber leider auch offen herabgewürdigte Frau, verdient es rehabilitiert zu werden.